BfN Pressemitteilung
Insul/Bonn, 19. Oktober 2012: Heute starteten die
Präsidentin des
Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Prof. Beate
Jessel,
Landesumweltministerin Ulrike Höfken und Landrat Dr. Jürgen Pföhler
die
Umsetzungsphase im Naturschutzgroßprojekt "Obere Ahr-Hocheifel"
in
Rheinland-Pfalz. Für den Schutz und die Entwicklung der Gewässer und
der
angrenzenden Auen stehen insgesamt 9,3 Millionen Euro zur
Verfügung.
"Das Projekt "Obere Ahr-Hocheifel" mit seinem 3287 Hektar
großen
Kerngebiet wird die Ahr und ihre Zuflüsse wieder naturnah mit ihren
Auen
verbinden und die Vielfalt der Lebensräume für Tiere und
Pflanzen
dauerhaft verbessern. Als vorbildliches Beispiel für die
umfassende
Renaturierung eines zusammenhängenden Gewässersystems und für
das
Miteinander von Naturschutz, Wasserwirtschaft und
naturverträglicher
Nutzung ist das Projekt von bundesweiter Bedeutung.",
sagte Prof. Jessel.
Das Vorhaben ergänzt das bisherige Engagement des Bundes
für die Ahr in
hervorragender Weise. Es grenzt unmittelbar an das
gesamtstaatlich
repräsentative Projekt "Ahr 2000" in Nordrhein-Westfalen,
welches im Jahr
2005 erfolgreich abgeschlossen wurde. Bereits 1979 wurde
das
Mündungsgebiet der Ahr in Rheinland-Pfalz mit Bundesmitteln gefördert,
um
dem natürlichen Wechselspiel von Niedrig- und Hochwasser mehr Raum
zu
geben.
Umweltministerin Höfken betonte: "Mit dem heutigen Tag sind
die
Finanzierung und der politische Wille gesichert, diese
einmalige
Flusslandschaft zu erhalten und ihr Potenzial für die Entwicklung
ihrer
Artenvielfalt auszuschöpfen." Das Projekt sei bereits jetzt
vorbildhaft
für eine funktionierende Kooperation zwischen öffentlichen und
privaten
Interessenvertretern aus Naturschutz, Wasserwirtschaft, Land-
und
Forstwirtschaft in einer Region - dies habe die
erfolgreich
abgeschlossene Planungsphase eindrucksvoll gezeigt. Die
Ministerin hob
insbesondere die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft hervor:
"Gemeinsam
mit den landwirtschaftlichen Betrieben wird es gelingen, die von
der
Landnutzung geprägte Kulturlandschaft der Eifel langfristig zu
erhalten."
Zum Schutz und zur Entwicklung der Oberen Ahr und ihrer
angrenzenden Auen
sind bis zum Jahr 2021 neben dem Grunderwerb weitere
Maßnahmen
vorgesehen. Ufer- und Sohlverbau in den Gewässern werden entfernt,
der
naturnahe, gekrümmte Gewässerverlauf auf begradigten
Strecken
wiederhergestellt und Gewässerrandstreifen entwickelt und
gesichert.
Zudem werden Altarme und Auengewässer reaktiviert und
Wanderbarrieren in
den Nebenbächen beseitigt. Mit zusätzlichen Mitteln des
Landes und des
Kreises Ahrweiler werden Querbauwerke an der Ahr selbst
entfernt. So wird
die Durchgängigkeit der Ahr in Rheinland-Pfalz für Fische
und andere
Gewässerorganismen auf einer Länge von 70 km
vollständig
wiederhergestellt. Davon profitieren beispielsweise die stark
gefährdete
Äsche und der vom Aussterben bedrohte Lachs. Darüber hinaus werden
im
Rahmen des Projektes Auenflächen wieder vernässt, nährstoffreiche
Wiesen
ausgemagert oder brachgefallene Flächen in extensive Nutzung
genommen.
Landrat Dr. Pföhler: "Das Projekt ist ein großer Gewinn für die
gesamte
Region! Der Erhalt der einzigartigen Lebensräume steht im
Vordergrund.
Zugleich profitieren davon Landwirtschaft, Hochwasserschutz
und
Tourismus."
Die Maßnahmen unterstützen eines der Ziele der
Nationalen Strategie zur
biologischen Vielfalt, nach dem Fließgewässer und
ihre Auen in ihrer
Funktion als Lebensraum bis 2020 soweit zu sichern sind,
dass eine für
Deutschland naturraumtypische Vielfalt gewährleistet
ist.
Von den 9,3 Millionen Euro Gesamtfördersumme der Umsetzungsphase
stellt
der Bund 6,3 Millionen Euro aus seinem Förderprogramm "chance.Natur
-
Bundesförderung Naturschutz" zur Verfügung. Weitere Finanzmittel
werden
vom Land Rheinland-Pfalz (2,1 Millionen Euro) und vom Kreis
Ahrweiler
(0,9 Millionen Euro) bereitgestellt, der die Trägerschaft für
das
Vorhaben übernommen hat.
Hintergrundinformationen:
Das
Projektgebiet "Obere Ahr-Hocheifel" ist Teil einer
Mittelgebirgsregion mit
geringer Bevölkerungsdichte und hohem Waldanteil.
Eine Seltenheit - und
deswegen ein besonderes Merkmal der Region - sind
die darin eingebetteten,
auf mehreren Kilometern Länge abgeschiedenen
offenen Wiesentäler. Die
naturnahen Fließgewässer bieten vielfältigen
Lebensraum für eine artenreiche
Tierwelt und beheimaten z.B. die
Bachforelle. In der Ahr selbst und in den
Unterläufen der größeren
Seitenbäche leben Arten wie die stark gefährdete
Äsche und der vom
Aussterben bedrohte Lachs. Auf ungedüngten Wiesen findet
man im Frühjahr
u. a. Orchideenarten, wie das breitblättrige und das
gefleckte
Knabenkraut. Bemerkenswert sind ebenfalls die Vorkommen
des
Schwarzstorchs sowie der bundesweit gefährdeten Wildkatze.
Das
Projekt "Obere Ahr- Hocheifel" gehört zu 76 Vorhaben, die der Bund
als
gesamtstaatlich repräsentative Naturschutzgroßprojekte bereits
förderte bzw.
noch fördert. Bisher konnten 51 Vorhaben erfolgreich
abgeschlossen werden. In
25 laufenden Vorhaben
http://www.bfn.de/0203_liste_laufend.html
werden u. a. Fachplanungen,
Flächenerwerb, Maßnahmen des Naturschutzes sowie
das Projektmanagement
finanziert. Mit dem Förderprogramm "chance.natur -
Bundesförderung
Naturschutz" trägt der Bund seit mehr als 30 Jahren zur
dauerhaften
Erhaltung großflächiger und besonders wertvoller Lebensräume für
bedrohte
Tiere und Pflanzen bei. Dabei verpflichten sich das jeweils
zuständige
Bundesland sowie der Projektträger - auch über die zeitlich
begrenzte
Bundesförderung hinaus - zu einem nachhaltigen Schutz und
einer
naturverträglichen Entwicklung des Projektgebietes. Insgesamt wurden
seit
1979 über 400 Millionen Euro Bundesmittel für die Sicherung
und
Entwicklung bundesweit bedeutsamer Landschaftsausschnitte
bereitgestellt.
Derzeit stehen jährlich 14 Millionen Euro für dieses
Förderprogramm zur
Verfügung.
Diese Pressemitteilung finden Sie auch
unter:
http://www.bfn.de/0401_pm.html?tx_ttnews%5Btt_news%5D=4350
Hrsg:
Bundesamt für Naturschutz
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